Kampf gegen Depression im Fußball: Die wichtigsten Infos

Am 10. November 2009 nahm sich der damalige Nationaltorwart Robert Enke das Leben. Er litt unter Depressionen. Was hat sich seitdem getan? Was gilt es über Depression zu wissen? Wie kann man helfen? Die Robert-Enke-Stiftung hat die wichtigsten Antworten zusammengefasst.

Was hat sich im Fußball getan? Was leistet die Robert-Enke-Stiftung im Kampf gegen Depression?

  1. Versorgungsstruktur: Psychisch erkrankten Leistungssportlern/Innen, Trainern/Innen und Schieds-richter/Innen wird ein Zugang zu einer psychiatrischen/psychotherapeutischen Behandlung ermöglicht. Die Beratungshotline Seelische Gesundheit im Sport (Tel.: 0241 – 80 36 777) bietet einen Erstkontakt zu einem Facharzt, der im Bedarfsfall über das Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) vermittelnd tätig wird. Das Referat Sportpsychiatrie/ -psychotherapie etablierte 14 Universitätskliniken und über 70 ambulante Sportpsychiater als Anlaufstelle zu einer Therapie für betroffene Akteure aus dem Sport.
  2. Wissensvermittlung: Der Praxisordner "Kein Stress mit dem Stress", der zusammen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Deutschen Sporthochschule Köln, der Berufsgenossenschaft VBG und dem Deutschen Fußball-Bund erarbeitet wurde, bietet Trainern/Innen sportpsychologische Handlungshilfen im Kontext der psychischen Gesundheit im Sport. Die meisten Vereine beschäftigen einen Sportpsychologen, der auch einen Blick auf die mentale Hygiene der Spieler hat. Die Leistungszentren der Klubs in der Bundesliga und 2. Bundesliga müssen mittlerweile einen Sportpsychologen verpflichten. Auch in der Trainerausbildung wird heute Wissen über Depression und andere psychische Erkrankungen vermittelt. Mit dem interaktiven Vortrag "Psychische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport" besuchen Ex-Profi Martin Amedick und Ronald Reng Nachwuchsleistungszentren und klären über die Krankheit in vertrauensvoller Atmosphäre auf.
  3. Enttabuisierung: Eine Kernaufgabe ist es, die Bevölkerung über die Entstehung, den Verlauf, die Bedeutung sowie Behandlungsmöglichkeiten von psychischen Erkrankungen zu informieren und aufzuklären. Mit dem bundesweiten Projekt "IMPRESSION DEPRESSION – Eine Virtual-Reality–Erfahrung", werden Nichtbetroffene über eine VR-Brille für die Krankheit sensibilisiert. Des Weiteren unterstützt die Robert-Enke-Stiftung insbesondere Förderpreise, Veranstaltungen und Kampagnen bzw. führt diese selber durch, welche der Weiterbildung sowie Unterstützung von Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonal dienen.
  4. Digitale Anlaufstelle: Die Robert-Enke-Stiftung tritt im Zeitalter der Digitalisierung als Vorzeigemodell für die Thematisierung psychischer Erkrankungen in den Neuen-Medien auf. Die EnkeApp lag zeitweise auf Rang 1 im App-Store. Der Bereich Social Media als Aufklärungsplattform verfügt mit Facebook (140.000 Fans), Teresas Blog, Twitter, Instagram und einer Homepage insgesamt 5 Kanäle mit denen Reichweiten in Millionenhöhe erzielt werden.

Symptome wie Niedergestimmtheit, Antriebs- und Lustlosigkeit kennen die meisten von uns zumindest zeitweise. Was ist der Unterschied zu einer Depression?

Ein wesentliches Unterscheidungskriterium ist, dass Depressive anhaltend niedergestimmt sind und sich nicht mehr an Positivem erfreuen können. Das heißt, die Stimmung hellt sich auch nicht wesentlich auf, wenn schöne Ereignisse eintreten, bei Aussicht auf etwas Schönes oder wenn sich eine Situation zum Positiven verändert. Zeitlich betrachtet spricht man nur dann von einer Depression, wenn die Beschwerden mindestens zwei Wochen anhalten.

An wen soll ich mich wenden, wenn ich das Gefühl habe, an einer Depression zu leiden?

Eine erste Anlaufstelle kann zunächst der Hausarzt sein. Dieser sollte bei dem Verdacht auf eine Depression aber an einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder an einen Nervenarzt überweisen. Es gibt bereits ganz kurze und schnelle Fragebögen, mit denen sich der Verdacht auf eine Depression erhärten lässt. Dazu gehört beispielsweise der von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebene WHO-5-Screeningtest zum Wohlbefinden. Ein solcher Screeningtest kann erste hilfreiche Hinweise geben, ersetzt allerdings keine umfangreiche fachärztliche Diagnostik, zu der neben einer ausführlichen Befragung zu den Beschwerden und Lebensumständen auch eine körperliche Untersuchung, eine Blutabnahme und häufig eine Bildgebung des Gehirns gehören.

Ist eine Depression heilbar, d.h. ist es möglich, wieder vollständig zu gesunden?

Ja, eine Depression ist sogar sehr gut behandelbar. Menschen, die bereits einmal an einer Depression erkrankt waren, haben zwar ein etwas höheres Risiko, erneut eine depressive Episode zu entwickeln. Dieses Risiko ist aber durch eine adäquate Therapie gut eingrenzbar. Zusätzlich ist es wichtig, Risikofaktoren für das Auftreten einer erneuten depressiven Episode zu erkennen und diese möglichst zu reduzieren. Dies sind beispielsweise chronische Überforderungssituationen, chronischer Schlafmangel und ähnliches.

Wie kann ich einer Depression vorbeugen?

Es gibt viele Faktoren, die für die Entstehung einer Depression eine Rolle spielen, wobei nicht alle beeinflussbar sind (z.B. die genetische Ausstattung eines Menschen). Daneben gibt es aber auch vom Lebensstil abhängige Risikofaktoren, die sich reduzieren lassen wie beispielsweise chronische Überforderungssituationen und zu wenige Regenerationsphasen. Es gibt also sehr wohl Dinge, die man tun kann, um sein Wohlergehen und seine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Dazu gehören Dinge wie sich mit Menschen zu umgeben, die einem gut tun, sowie körperliche Aktivität und Sport – allerdings ist hier immer die Dosierung entscheidend. Dazu ist es wichtig, zu lernen, wo die eigenen Belastungsgrenzen liegen und diese zu achten und eine gute Balance zwischen Regeneration und Belastungsphasen zu finden. Eine Garantie dafür, niemals an einer Depression zu erkranken, ist dies aber nicht.

Wie erkenne ich, ob jemand gefährdet ist, Selbstmord zu verüben?

Grundsätzlich muss jede Äußerung, das Leben beenden zu wollen oder darüber nachzudenken, immer ernst genommen werden. Darüber hinaus gibt es bestimmte Faktoren, die das Suizidrisiko erhöhen können. Dazu gehören ein fehlendes soziales Netzwerk, trübe Zukunftsperspektiven, Gefühle der Schuld, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Gefühle der eigenen Wertlosigkeit, eine quälende Unruhe und chronische, schwere Schlafstörungen. Besonders gefährdet sind daher Menschen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere mit Depressionen oder mit psychotischen Störungen, in deren Rahmen Betroffene beispielsweise Stimmen hören, die zum Suizid auffordern. Aber auch Personen mit Suizidversuchen in der Vorgeschichte oder mit Suiziden bei Bekannten und Verwandten, alte Menschen, Menschen in traumatischen Situationen und Veränderungsphasen (z.B. bei Partnerverlust oder Verlust des Arbeitsplatzes) oder nach massiven Kränkungserlebnissen sowie Personen mit chronischen schweren Schmerzzuständen haben ein allgemein erhöhtes Suizidrisiko. Dies sind aber nur rein statistisch erhobene Risikofaktoren.

Im Einzelfall führt die Einschätzung der Suizidalität, die von Lebensunlust bis hin zu konkreten Todesabsichten und -plänen reichen kann, immer über das offene Gespräch. Dabei sollte Suizidalität direkt angesprochen werden (z.B. "Denkst Du manchmal darüber nach, Dir etwas anzutun?", "Drängen sich solche Gedanken auf?"). Manche Menschen haben Angst davor, Suizidalität offensiv anzusprechen und nachzufragen, weil sie befürchten, den Betroffenen damit "auf die Idee zu bringen". Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Jede Ansprache hilft, Suizide zu verhindern! Denn Betroffene fühlen sich durch das Gespräch oftmals entlastet und es bietet die Möglichkeit, adäquate Hilfen bereitzustellen. Ganz allgemein muss die akute Suizidgefahr als umso höher eingestuft werden, je konkreter die Vorstellungen über den Suizid (z.B. wie und wo) und die Vorbereitungen (z.B. Verfassen eines Abschiedsbriefes, Sammeln von Tabletten) sind und je weniger lebensbejahende Gründe der Betroffene nennen kann.

Wo kann ich Hilfe holen, wenn ich glaube, dass jemand selbstmordgefährdet ist?

Suizidalität ist immer ein Notfall und bedarf einer umgehenden Vorstellung bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder einem Nervenarzt in der niedergelassenen Praxis oder in der Notfallsprechstunde einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik. Kontaktieren Sie daher die Feuerwehr (112) bzw. die Polizei (110) und beschreiben Sie die Situation, wenn Sie das Gefühl haben, dass jemand akut selbstmordgefährdet ist. Von dort wird dann alles Weitere veranlasst. In weniger akuten Fällen können Sie den Betroffenen auch zu einem Arzt begleiten (zum Hausarzt, einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, einem Nervenarzt oder in die Notfallsprechstunde einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik) oder sich außerhalb von Sprechzeiten telefonisch an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 wenden. Manche berichten, dass sie Hemmungen haben, die Feuerwehr oder Polizei anzurufen, weil sie sich unsicher sind, ob derjenige, der Suizidgedanken äußert, es wirklich ernst meint. Aber hier gilt: jede Äußerung oder jeder Gedanke, sich das Leben zu nehmen muss ernst genommen werden! Scheuen Sie sich daher nicht, Hilfe anzufordern. Letztendlich ist es dann die Aufgabe und Verantwortung des Arztes, die konkrete Suizidgefahr einzuschätzen und dem Betroffenen die entsprechende Behandlung zukommen zu lassen.

(In Zusammenarbeit mit der Uniklinik RWTH Aachen - Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik)

[dfb]

Am 10. November 2009 nahm sich der damalige Nationaltorwart Robert Enke das Leben. Er litt unter Depressionen. Was hat sich seitdem getan? Was gilt es über Depression zu wissen? Wie kann man helfen? Die Robert-Enke-Stiftung hat die wichtigsten Antworten zusammengefasst.

Was hat sich im Fußball getan? Was leistet die Robert-Enke-Stiftung im Kampf gegen Depression?

  1. Versorgungsstruktur: Psychisch erkrankten Leistungssportlern/Innen, Trainern/Innen und Schieds-richter/Innen wird ein Zugang zu einer psychiatrischen/psychotherapeutischen Behandlung ermöglicht. Die Beratungshotline Seelische Gesundheit im Sport (Tel.: 0241 – 80 36 777) bietet einen Erstkontakt zu einem Facharzt, der im Bedarfsfall über das Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) vermittelnd tätig wird. Das Referat Sportpsychiatrie/ -psychotherapie etablierte 14 Universitätskliniken und über 70 ambulante Sportpsychiater als Anlaufstelle zu einer Therapie für betroffene Akteure aus dem Sport.
  2. Wissensvermittlung: Der Praxisordner "Kein Stress mit dem Stress", der zusammen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Deutschen Sporthochschule Köln, der Berufsgenossenschaft VBG und dem Deutschen Fußball-Bund erarbeitet wurde, bietet Trainern/Innen sportpsychologische Handlungshilfen im Kontext der psychischen Gesundheit im Sport. Die meisten Vereine beschäftigen einen Sportpsychologen, der auch einen Blick auf die mentale Hygiene der Spieler hat. Die Leistungszentren der Klubs in der Bundesliga und 2. Bundesliga müssen mittlerweile einen Sportpsychologen verpflichten. Auch in der Trainerausbildung wird heute Wissen über Depression und andere psychische Erkrankungen vermittelt. Mit dem interaktiven Vortrag "Psychische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport" besuchen Ex-Profi Martin Amedick und Ronald Reng Nachwuchsleistungszentren und klären über die Krankheit in vertrauensvoller Atmosphäre auf.
  3. Enttabuisierung: Eine Kernaufgabe ist es, die Bevölkerung über die Entstehung, den Verlauf, die Bedeutung sowie Behandlungsmöglichkeiten von psychischen Erkrankungen zu informieren und aufzuklären. Mit dem bundesweiten Projekt "IMPRESSION DEPRESSION – Eine Virtual-Reality–Erfahrung", werden Nichtbetroffene über eine VR-Brille für die Krankheit sensibilisiert. Des Weiteren unterstützt die Robert-Enke-Stiftung insbesondere Förderpreise, Veranstaltungen und Kampagnen bzw. führt diese selber durch, welche der Weiterbildung sowie Unterstützung von Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonal dienen.
  4. Digitale Anlaufstelle: Die Robert-Enke-Stiftung tritt im Zeitalter der Digitalisierung als Vorzeigemodell für die Thematisierung psychischer Erkrankungen in den Neuen-Medien auf. Die EnkeApp lag zeitweise auf Rang 1 im App-Store. Der Bereich Social Media als Aufklärungsplattform verfügt mit Facebook (140.000 Fans), Teresas Blog, Twitter, Instagram und einer Homepage insgesamt 5 Kanäle mit denen Reichweiten in Millionenhöhe erzielt werden.

Symptome wie Niedergestimmtheit, Antriebs- und Lustlosigkeit kennen die meisten von uns zumindest zeitweise. Was ist der Unterschied zu einer Depression?

Ein wesentliches Unterscheidungskriterium ist, dass Depressive anhaltend niedergestimmt sind und sich nicht mehr an Positivem erfreuen können. Das heißt, die Stimmung hellt sich auch nicht wesentlich auf, wenn schöne Ereignisse eintreten, bei Aussicht auf etwas Schönes oder wenn sich eine Situation zum Positiven verändert. Zeitlich betrachtet spricht man nur dann von einer Depression, wenn die Beschwerden mindestens zwei Wochen anhalten.

An wen soll ich mich wenden, wenn ich das Gefühl habe, an einer Depression zu leiden?

Eine erste Anlaufstelle kann zunächst der Hausarzt sein. Dieser sollte bei dem Verdacht auf eine Depression aber an einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder an einen Nervenarzt überweisen. Es gibt bereits ganz kurze und schnelle Fragebögen, mit denen sich der Verdacht auf eine Depression erhärten lässt. Dazu gehört beispielsweise der von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebene WHO-5-Screeningtest zum Wohlbefinden. Ein solcher Screeningtest kann erste hilfreiche Hinweise geben, ersetzt allerdings keine umfangreiche fachärztliche Diagnostik, zu der neben einer ausführlichen Befragung zu den Beschwerden und Lebensumständen auch eine körperliche Untersuchung, eine Blutabnahme und häufig eine Bildgebung des Gehirns gehören.

Ist eine Depression heilbar, d.h. ist es möglich, wieder vollständig zu gesunden?

Ja, eine Depression ist sogar sehr gut behandelbar. Menschen, die bereits einmal an einer Depression erkrankt waren, haben zwar ein etwas höheres Risiko, erneut eine depressive Episode zu entwickeln. Dieses Risiko ist aber durch eine adäquate Therapie gut eingrenzbar. Zusätzlich ist es wichtig, Risikofaktoren für das Auftreten einer erneuten depressiven Episode zu erkennen und diese möglichst zu reduzieren. Dies sind beispielsweise chronische Überforderungssituationen, chronischer Schlafmangel und ähnliches.

Wie kann ich einer Depression vorbeugen?

Es gibt viele Faktoren, die für die Entstehung einer Depression eine Rolle spielen, wobei nicht alle beeinflussbar sind (z.B. die genetische Ausstattung eines Menschen). Daneben gibt es aber auch vom Lebensstil abhängige Risikofaktoren, die sich reduzieren lassen wie beispielsweise chronische Überforderungssituationen und zu wenige Regenerationsphasen. Es gibt also sehr wohl Dinge, die man tun kann, um sein Wohlergehen und seine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Dazu gehören Dinge wie sich mit Menschen zu umgeben, die einem gut tun, sowie körperliche Aktivität und Sport – allerdings ist hier immer die Dosierung entscheidend. Dazu ist es wichtig, zu lernen, wo die eigenen Belastungsgrenzen liegen und diese zu achten und eine gute Balance zwischen Regeneration und Belastungsphasen zu finden. Eine Garantie dafür, niemals an einer Depression zu erkranken, ist dies aber nicht.

Wie erkenne ich, ob jemand gefährdet ist, Selbstmord zu verüben?

Grundsätzlich muss jede Äußerung, das Leben beenden zu wollen oder darüber nachzudenken, immer ernst genommen werden. Darüber hinaus gibt es bestimmte Faktoren, die das Suizidrisiko erhöhen können. Dazu gehören ein fehlendes soziales Netzwerk, trübe Zukunftsperspektiven, Gefühle der Schuld, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Gefühle der eigenen Wertlosigkeit, eine quälende Unruhe und chronische, schwere Schlafstörungen. Besonders gefährdet sind daher Menschen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere mit Depressionen oder mit psychotischen Störungen, in deren Rahmen Betroffene beispielsweise Stimmen hören, die zum Suizid auffordern. Aber auch Personen mit Suizidversuchen in der Vorgeschichte oder mit Suiziden bei Bekannten und Verwandten, alte Menschen, Menschen in traumatischen Situationen und Veränderungsphasen (z.B. bei Partnerverlust oder Verlust des Arbeitsplatzes) oder nach massiven Kränkungserlebnissen sowie Personen mit chronischen schweren Schmerzzuständen haben ein allgemein erhöhtes Suizidrisiko. Dies sind aber nur rein statistisch erhobene Risikofaktoren.

Im Einzelfall führt die Einschätzung der Suizidalität, die von Lebensunlust bis hin zu konkreten Todesabsichten und -plänen reichen kann, immer über das offene Gespräch. Dabei sollte Suizidalität direkt angesprochen werden (z.B. "Denkst Du manchmal darüber nach, Dir etwas anzutun?", "Drängen sich solche Gedanken auf?"). Manche Menschen haben Angst davor, Suizidalität offensiv anzusprechen und nachzufragen, weil sie befürchten, den Betroffenen damit "auf die Idee zu bringen". Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Jede Ansprache hilft, Suizide zu verhindern! Denn Betroffene fühlen sich durch das Gespräch oftmals entlastet und es bietet die Möglichkeit, adäquate Hilfen bereitzustellen. Ganz allgemein muss die akute Suizidgefahr als umso höher eingestuft werden, je konkreter die Vorstellungen über den Suizid (z.B. wie und wo) und die Vorbereitungen (z.B. Verfassen eines Abschiedsbriefes, Sammeln von Tabletten) sind und je weniger lebensbejahende Gründe der Betroffene nennen kann.

Wo kann ich Hilfe holen, wenn ich glaube, dass jemand selbstmordgefährdet ist?

Suizidalität ist immer ein Notfall und bedarf einer umgehenden Vorstellung bei einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder einem Nervenarzt in der niedergelassenen Praxis oder in der Notfallsprechstunde einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik. Kontaktieren Sie daher die Feuerwehr (112) bzw. die Polizei (110) und beschreiben Sie die Situation, wenn Sie das Gefühl haben, dass jemand akut selbstmordgefährdet ist. Von dort wird dann alles Weitere veranlasst. In weniger akuten Fällen können Sie den Betroffenen auch zu einem Arzt begleiten (zum Hausarzt, einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, einem Nervenarzt oder in die Notfallsprechstunde einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik) oder sich außerhalb von Sprechzeiten telefonisch an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 wenden. Manche berichten, dass sie Hemmungen haben, die Feuerwehr oder Polizei anzurufen, weil sie sich unsicher sind, ob derjenige, der Suizidgedanken äußert, es wirklich ernst meint. Aber hier gilt: jede Äußerung oder jeder Gedanke, sich das Leben zu nehmen muss ernst genommen werden! Scheuen Sie sich daher nicht, Hilfe anzufordern. Letztendlich ist es dann die Aufgabe und Verantwortung des Arztes, die konkrete Suizidgefahr einzuschätzen und dem Betroffenen die entsprechende Behandlung zukommen zu lassen.

(In Zusammenarbeit mit der Uniklinik RWTH Aachen - Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik)

###more###